
Arbeitgeberpräsident kritisiert Aktivrente - Grimm erwartet hohe Rentenbeiträge

Arbeitgeberpräsident Steffen Kampeter hat die Pläne der künftigen Koalition zur Einführung einer Aktivrente kritisiert. Es sei zwar das richtige Ziel, mehr Ältere in Beschäftigung zu halten, sagte er der "Rheinischen Post" vom Freitag. "Wenn man aber die Aktivrente einführt, ohne die Frühverrentungsanreize abzuschaffen, ist das eine ebenso teure wie wenig sinnvolle Variante."
Die künftige Regierung will "mehr Flexibilität beim Übergang vom Beruf in die Rente". Arbeiten im Alter soll mit einer Aktivrente attraktiv werden: Wer das gesetzliche Eintrittsalter erreicht hat und freiwillig weiterarbeitet, soll sein Gehalt bis zu 2000 Euro im Monat steuerfrei erhalten. Zugleich soll ein abschlagsfreier Renteneintritt nach 45 Beitragsjahren auch künftig möglich bleiben.
All das klinge "eher nach Schildbürgerstreich als nach einer vernünftigen Rentenpolitik", sagte Kampeter der Zeitung. "Es ist wissenschaftlich belegt, dass vor allem Spaß an der Arbeit, eine sinnstiftende Aufgabe und der Wunsch nach sozialen Kontakten maßgebliche Motive sind, um länger im Berufsleben zu bleiben", fuhr er fort. Finanzielle Gründe spielten eher eine nachgeordnete Rolle.
Im Koalitionsvertrag ist außerdem festgeschrieben, dass das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent abgesichert sein soll. Die entsprechenden Mehrausgaben sollen mit Steuermitteln ausgeglichen werden. An dem Konzept kam Kritik von der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm. Union und SPD hätten "die Chance verpasst, die Rentenversicherung nachhaltig aufzustellen", sagte sie dem "Focus". Es drohten ein starker Anstieg der Bundeszuschüsse zur Rentenversicherung sowie der Beitragssätze.
Sollte es bei den vereinbarten 48 Prozent bleiben, "sind wir Mitte des nächsten Jahrzehnts bei etwa 22 Prozent", sagte Grimm zu den Beitragssätzen. Derzeit liegt der Rentenbeitrag bei 18,6 Prozent. Ähnlich hatte sich kurz vor der Vorstellung des Koalitionsvertrags bereits der Wirtschaftsweise Martin Werding geäußert und in eigenen Berechnungen darauf verwiesen, dass der Beitragssatz ab 2027 stetig steigen und 2035 dann knapp 22 Prozent betragen könnte.
Ökonomen hatten in der Vergangenheit immer wieder gefordert, das Renteneintrittsalter mit Blick auf den demografischen Wandel zu erhöhen oder auch an die Lebenserwartung zu koppeln.
D.Gautier--PS