
Bundesbank: Vermögensungleichheit in Deutschland bleibt hoch

Die Vermögensungleichheit in Deutschland ist einer Untersuchung zufolge weiterhin hoch. Wie aus Daten der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main vom Donnerstag hervorgeht, konzentriert sich das Vermögen vor allem auf die wohlhabendsten zehn Prozent der Haushalte. Sie besitzen demnach etwa 54 Prozent des Nettogesamtvermögens, die untere Hälfte indes lediglich rund drei Prozent.
"Insgesamt zeigt sich die Verteilung sehr stabil, und die Ungleichheit bleibt, auch im innereuropäischen Vergleich, hoch", erklärte die Bundesbank. Sie führte die Umfrage "Private Haushalte und ihre Finanzen" zum fünften Mal durch. Verglichen mit der letzten Untersuchung 2021 ist der Anteil der reichsten zehn Prozent am Gesamtvermögen leicht von rund 56 Prozent zurückgegangen.
Jedoch wiesen die Expertinnen und Experten darauf hin, dass der Anteil der vermögendsten Haushalte unterschätzt werden könnte. "Sehr vermögende" Haushalte gelangen demnach nur selten in die Stichprobe und nehmen in der Folge auch nur selten an den Befragungen teil. Der Wert könnte in Wahrheit also noch höher liegen. Für das dritte Quartal 2023 gibt die Bundesbank auf Grundlage einer Statistik, die versucht, diese Untererfassung auszugleichen, einen Anteil der reichsten zehn Prozent von 60,5 Prozent an - 2021 lag dieser bei 60,4 Prozent.
Auch im internationalen Vergleich ist die Ungleichheit in Deutschland vergleichsweise hoch. Den Vergleich ermöglicht der sogenannte Gini-Koeffizient: Ein Gini-Wert von null Prozent bedeutet, dass alle Bürger über gleich viel Vermögen verfügen; bei 100 Prozent besitzt ein Bürger das gesamte Vermögen. Im Euroraum lag die so gemessene Ungleichheit im dritten Quartal 2024 zwischen 57 und 77 Prozent. "Dabei rangiert Deutschland mit einem Wert von gut 76 Prozent am oberen Rand", erklärte die Bundesbank.
Die Experten weisen allerdings auch daraufhin, dass Ansprüche an gesetzliche Alterssicherungssysteme in der Statistik nicht berücksichtigt werden. Unter Berücksichtigung dieser Daten falle die Ungleichheit in Deutschland geringer aus.
Die Vermögen in Deutschland insgesamt stiegen der Studie zufolge verglichen mit 2021 an - zumindest nominal. Der Anstieg war mit drei Prozent von 316.500 Euro auf einen Mittelwert von 324.800 Euro aber nicht so deutlich wie in den Vorjahren.
Inflationsbereinigt indes ergab sich den Angaben zufolge ein Rückgang von 268.700 Euro auf 239.200 Euro. Auch der Median des Nettovermögens, der die Haushalte in einer ärmere und eine reichere Hälfte teilt, ging inflationsbereinigt deutlich von 90.500 Euro auf 76.000 in 2023 zurück. Die Zeit zwischen der aktuellen Befragung und der letzten Umfrage 2021 war laut Bundesbank "geprägt von hohen Inflationsraten und steigenden Kredit- und Sparzinsen".
Bei der ärmeren Hälfte der Haushalte liegt das Vermögen vor allem auf Giro- oder Sparkonten, Immobilienvermögen indes ist vor allem bei vermögenden Haushalten vorhanden. Betriebsvermögen falle nur bei den reichsten zehn Prozent ins Gewicht.
Der Großteil von 83 der befragten Haushalte gab an, zumindest gelegentlich zu sparen. 47 Prozent legten demnach regelmäßig einen festen Betrag zurück, 13 Prozent der Haushalte gaben an, nicht sparen zu können. Vier Prozent wollen nicht sparen. Der Anteil der verschuldeten Haushalte ging von 41 Prozent auf 39 Prozent zurück.
Die Zahl der an der Umfrage teilnehmenden Haushalte ist verglichen mit 2021 leicht gesunken und lag zuletzt bei 3985. Die Befragungen wurden demnach zwischen Mai 2023 und Februar 2024 durchgeführt.
A.Martin--PS