
Asean-Staaten im Zoll-Konflikt mit den USA: Vietnam will mehr US-Waren kaufen

Im Zollkonflikt mit den USA bemühen sich mehrere der hart getroffenen Länder des Bundes der südostasiatischen Staaten (Asean) mit Verhandlungen und teilweisem Entgegenkommen um niedrigere US-Importaufschläge. Vietnam werde mit den USA über ein bilaterales Abkommen mit dem Ziel einer nachhaltigen Handelsbilanz verhandeln und "weiter mehr US-Produkte kaufen, die Vietnam benötigt", etwa Produkte aus dem Sicherheits- und Verteidigungsbereich, erklärte Regierungschef Pham Minh Chinh.
Auch werde das Land die "frühzeitige Erfüllung von Flugzeughandelsverträgen vorantreiben", erklärte der Ministerpräsident am späten Montagabend.
Trump hatte am Mittwoch die bisher umfassendsten Zölle gegen Handelspartner seines Landes verhängt. Sie betreffen nahezu alle Produkte und alle Länder weltweit. Für Länder, die einen besonders hohes Exportüberschuss mit den USA aufweisen, gelten besonders hohe Zollsätze. Das gilt etwa für die Asean-Staaten Vietnam und Kambodscha, auf deren Lieferungen in die USA ab Mittwoch 46 und 49 Prozent Zoll fällig werden.
Vietnam bat daraufhin Trump, die Einführung der Aufschläge um mindestens 45 Tage aufzuschieben. Trump erklärte am Freitag, er habe einen "sehr produktives" Telefonat mit dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Vietnams, To Lam, gehabt. Für Vietnam steht einiges auf dem Spiel: Im schlimmsten Fall könne das südostasiatische Land drei Prozent seines Bruttoinlandsproduktes einbüßen, erklärte die Analystin Sayaka Shiba vom Forschungsunternehmen BMI.
Auf eine Verhandlungslösung hofft auch Malaysia. "Wir glauben nicht an die Megaphon-Diplomatie", erklärte der malaysische Regierungschef Anwar Ibrahim am Dienstag. "Im Rahmen unserer sanften Diplomatie des stillen Engagements (...) werden wir gemeinsam mit unseren Asean-Kollegen Beamte nach Washington entsenden, um den Dialogprozess zu beginnen."
Es gebe noch Spielraum bei der Umsetzung der Zölle, sagte Anwar weiter. Er wies aber daraufhin, dass die Asean-Staaten zugleich ihre Beziehungen auf anderen großen Märkten in Asien, Europa, dem Nahen Osten und Afrika verstärken und sich breiter aufstellen müssten.
Malaysia hat in diesem Jahr den rotierenden Vorsitz der Staatengruppe inne. Für Donnerstag ist ein Treffen der Wirtschaftsminister der zehn Länder angesetzt, um über ein gemeinsames Vorgehen zu beraten.
Malaysia sowie Brunei wurden von Trump mit einem Zollsatz von 24 Prozent belegt. Laos muss einen Aufschlag von 48 Prozent hinnehmen, Myanmar treffen 44 Prozent, für Thailand sind es 36 Prozent und für Indonesien 32 Prozent. Gegen die Philippinen verhängte Trump Zölle von 17 Prozent und gegen Singapur zehn Prozent.
Vertreter der Textilindustrie in Myanamar erklärten, die Zölle könnten den Wiederaufbau des Landes nach dem jüngsten verheerenden Erdbeben mit tausenden Toten erschweren. "In der derzeitigen schwierigen Situation für Myanmar werden die neuen Zölle die Verwundbarkeit der Unternehmen erhöhen, die darum kämpfen, sich über Wasser zu halten", erklärte der Branchenverband der Textilproduzenten MGMA.
"Enttäuscht" gab sich der Regierungschef Singapurs, Lawrence Wong. Das Handeln der USA sei nichts, "was man einem Freund antut". Er verwies auf das Handelsabkommen FTA mit den USA. Auch habe Singapur ein Handelsdefizit mit den USA. "Wenn die Zölle wahrlich reziprok wären und nur für diejenigen gelten sollten, die Handelsüberschüsse haben, dann sollten die Zölle für Singapur bei null liegen", fuhr Wong fort.
C.Thomas--PS